Erprobung einer Abholstation für regionale Produkte
Erprobung einer Abholstation für regionale Produkte mit emissionsfreier Lieferung und Abholung
Pilotprojekt im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche 2024
Im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche 2024 in Leipzig wird ein Pilotprojekt für eine Abholstation als Übergabepunkt zwischen regionalen Erzeuger*innen und Verbraucher*innen durchgeführt und mit einem Veranstaltungsprogramm rings um die Plagwitzer Markthalle öffentlichkeitswirksam und fachlich begleitet.
Von regionalen Landwirtschaftsbetrieben erzeugte Produkte, die sonst per konventioneller Lieferung mit Transportern (über den Einzelhandel) an die Endkund*innen gelangen, werden im Pilotprojekt in einer Abholstation zwischengelagert, die 24 Stunden 7 Tage die Woche genutzt werden kann. Die Abholstation wird zudem emissionsfrei mit Elektrofahrzeugen und Lastenrädern bestückt. Um den kompletten Prozess klimaneutral zu gestalten, stehen für die Verbraucher*innen zusätzlich Lastenräder für den Heimtransport der bestellten Waren zur Verfügung. Der komplette Prozess von der Bestellung bis zur Abholung ist digitalisiert.
In einer Begleitstudie werden konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet, wie Landwirtschaftsbetriebe und Erzeuger*innen die Logistik in ihren regionalen Wertschöpfungsketten mittels einer Abholstation klimaneutral und verbraucherorientiert umsetzen können und welche technischen Mittel dafür notwendig sind.
Gefördert durch die Stadt Leipzig im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche.
Die Abholstation für Lebensmittel hat hohes Potenzial
Erkenntnisse aus den Interviews mit Produzierenden und Erzeugenden auf dem Samstagsmarkt in der Plagwitzer Markthalle
Die Interviews zum Pilotprojekt der Abholstation liefern insgesamt ein positives Feedback. Die Befragten erkennen den praktischen Nutzen des Systems, sehen jedoch auch organisatorische Herausforderungen und Bedenken hinsichtlich der Umsetzung.
Grundsätzliches Interesse und Vorteile
Viele der Befragten finden die Idee der Abholstation attraktiv, vor allem für Kunden, die es nicht rechtzeitig auf den Markt schaffen. Die Möglichkeit, online zu bestellen und die Waren später abzuholen, wird als praktisch und zeitgemäß angesehen. Besonders für frische und spezialisierte Produkte, wie veganes oder glutenfreies Essen, sehen die Anbieter Potenzial. Ein Befragter sagte: „Ja, also ich finde das eine gute Idee. Wäre bestimmt eine gute Sache, wenn das Leute dann eben auch vorbestellen können.“ Auch die Option, das System mit einer App oder einer SMS-Benachrichtigung zu kombinieren, wurde als positiv bewertet, da dies die Kundenkommunikation erleichtern könnte. Einige erwähnten, dass das Konzept besonders für vorbestellte Waren und saisonale Produkte hilfreich wäre, da die Kunden mehr Flexibilität bei der Abholung hätten.
Nachhaltigkeit und Liefermöglichkeiten
Das nachhaltige Konzept, die Waren per Lastenrad liefern zu lassen, wurde ebenfalls gut aufgenommen. Ein Teilnehmer erwähnte begeistert: „Lastenrad, das passt ja hier auch zum Konzept viel besser, als wenn man jetzt irgendwelche Lieferfahrzeuge, Autos hätte.“ Diese umweltfreundliche Lösung wird als sinnvolle Ergänzung zum Konzept gesehen und stärkt das ökologische Profil des Marktes.
Bedenken und Herausforderungen
Trotz des allgemeinen Interesses gibt es einige Bedenken. Der größte Kritikpunkt war der erhöhte organisatorische Aufwand, der mit der Einrichtung eines solchen Systems verbunden ist. Vor allem die Notwendigkeit zusätzlicher Arbeitskräfte für das Verpacken und Lagern der Bestellungen wurde mehrfach hervorgehoben. Außerdem wurde die Notwendigkeit einer Kühlung betont, um die Haltbarkeit frischer Produkte zu gewährleisten. Ein Befragter sagte dazu: „Also Kühlung müsste sein, ja, schon.“
Markterlebnis und Kundenbindung
Ein weiterer Punkt der Diskussion war, dass das Markterlebnis durch das Abholsystem leiden könnte. Ein Anbieter äußerte Bedenken, dass der persönliche Kontakt und die Atmosphäre, die für viele Kunden den Marktbesuch ausmachen, verloren gehen könnten: „Ich glaube hier auch viel die Atmosphäre eine Rolle spielt. Und dass die Leute halt herkommen, weil sie Zeit verbringen wollen und dann was essen.“ Die Befragten waren sich einig, dass das Konzept für bestimmte Produkte wie Kuchen oder andere frische Waren, die direkt auf dem Markt konsumiert werden, weniger attraktiv sein könnte.
Testphase und Anpassungsbedarf
Viele Befragte waren bereit, das System in einer Testphase auszuprobieren, um zu sehen, ob es praktikabel ist. Sie äußerten sich jedoch skeptisch, ob sich der Aufwand lohnen würde. Ein Befragter sagte: „Das müsste alles mal ausprobiert werden. Aber dafür ist die Testphase jetzt da.“ Eine weitere Herausforderung, die erwähnt wurde, war die Integration in bestehende Abläufe, insbesondere für Anbieter, die noch keine Online-Bestellmöglichkeiten haben. Einige äußerten, dass es für sie schwierig sei, zusätzlich zum Marktbetrieb auch einen Online-Shop zu betreuen.
Fazit
Insgesamt wird die Abholstation als innovatives und praktisches Konzept angesehen, das insbesondere für Kunden, die ihre Bestellungen nicht während der Marktzeit abholen können, attraktiv ist. Jedoch gibt es noch organisatorische Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Logistik, Kühlung und Personalplanung. Die Testphase wird als wichtig erachtet, um das System zu evaluieren und gegebenenfalls anzupassen.
Die Abholstation für Lebensmittel trifft ein Bedürfnis bestimmter Käufertypen
Erkenntnisse aus 70 Interviews mit Kundinnen und Kunden auf dem Samstagsmarkt in der Plagwitzer Markthalle
Konzeption, Montage und Test der Abholstation
Nach der Befragung der Marktbesuchenden und -betreibenden wurde das finale Konzept für die Abholstation erarbeitet, die Komponenten zusammengestellt und der Bestell- und Abholprozess mehrfach durchdacht und durchgespielt. In den nächsten Tagen treffen alle Komponenten bei uns ein (u. a. die einzelnen Boxen, Kühlkompressor, Schließsystem, Verbundmaterialien) und werden schließlich montiert. An einem der nächsten Samstage wird es im Rahmen des Samstagsmarktes in der Plagwitzer Markthalle einen ersten Test der Abholstation geben.
Gefördert durch die Stadt Leipzig im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche.